Widerborstig seit 1968 - Das linksprotestantische
Magazin «Amos»
erscheint seit 50 Jahren - (epd-Gespräch)
epd-Gespräch Bettina von Clausewitz
Hier das ganze Gespräch als PDF Widerborstig seit 1968.pdf
AMOS wird 50 – ein guter Tag mit vielen FreundInnen und Mitmachenden
Über Erwarten viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben am 29. Juni an unserer Geburtstagsfeier teilgenommen. Das „Rote Seminar“ in der Evangelischen Hochschule in Bochum, von der Fachschaft „Soziale Arbeit“ ausgerichtet, war trotz des guten Wetters mit 45 Menschen aller Altersklassen gut besucht, darunter viele Studentinnen und Studenten. Neben einigen der AMOS-Redaktion waren auch viele alte und neue Bekannte gekommen, um kennenzulernen, was sich zwischen 1968 und heute für Verbindungen ziehen lassen.
Dies wurde in zwei Diskussionsgängen deutlich: AMOS wurde in der Zeit der Studentenbewegung gegründet, als vieles in Bewegung war, alles infrage gestellt wurde und günstige Umstände für eine internationale Verbindung der verschiedenen Jugend-, Studenten-, Lehrlings- und Befreiungsbewegungen bestand. Die Welle der Empörung, auch über die dem Nationalsozialismus anhängende Vätergeneration, die Weiterbeschäftigung so vieler Nazis in den Regierungskreisen der BRD, die reaktionären oder vermeintlich neutralen Wissenschaftsinhalte, der Vietnamkrieg, die Notstandsgesetzgebung der damaligen Großen Koalition – das war schon eine besondere Phase in der Geschichte.
Heutige Anforderungen an Protest und Kritik stellten einige StudentInnen im zweiten Teil dar. Von den Problemen, die bei der sozialen Arbeit unter den Bedingungen von Armut und Flucht, prekärer Beschäftigung und Zeitverträgen herrschen, bis zum Engagement in Initiativen und Flüchtlingsrettung zeigte sich, dass es viele Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten gab. Die Minderheiten, die sich aktiv einbringen, die was tun und nicht resignieren, gibt es heute auch, und alle Teilnehmenden nahmen den Hinweis mit, dass AMOS noch viele weitere Jahre für diese Zwecke als Zeitschrift erscheinen will!
Für den Hunger zwischendurch hatte die Fachschaft hervorragend gesorgt.
Ein politischer Stadtrundgang schloss sich an. Vom Husemannplatz führte Michael Niggemann an wichtige Orte des antifaschistischen Widerstands oder der Erinnerung an neuere Aktionen, seien es die verfolgten Gewerkschafter wie die linken Oppositionellen bei Opel, die Stolpersteine oder die Haus- oder Jugendzentrumsbesetzungen durch Aktivisten. Eine besondere Rolle spielte in Bochum das Camp der Geflüchteten vor dem Rathaus, die ihre Forderungen wochenlang durchhielten, bis sie zum Teil erfolgreich waren. Polizeiaktionen gegen viele fortschrittliche Bewegungen, der Rückblick auf die Demos gegen Notstandsgesetze und die Rote-Punkt-Aktionen erinnerten an 1968. Es waren rund 25 Teilnehmer, die durch Michaels Ausführungen mehr über die Bochumer politische Geschichte hörten. Sie wurden ergänzt durch Heiko Koch, der sich insbesondere mit der Geschichte von Gentrifizierung und Hausbesetzungen auseinander gesetzt hatte.
Der Saal im Bahnhof Langendreer bot uns einen mit rund 100 Teilnehmenden gut gefüllten Raum für alles, was uns eine gute Feier bescherte. Das waren vor allem die Begegnungen mit den ehemaligen studentischen Aktiven aus ESG und AStA, die Gründergeneration des AMOS, die politisch Aktiven der folgenden Jahre und die Jungen, die sich heute mit den Widersprüchen der Welt und ihrer Berufe, ihrer Studien befassen.
Dabei geriet der Rückblick auf ’68 durchaus kurz, zugunsten der Ansichten und Anmerkungen der jetzigen AMOS-Machenden. Wir baten um Aufmerksamkeit für die Widersprüche der Gegenwart, gegen Krieg und rassistische, nationalistische Tendenzen die Betonung eines internationalen Verständnisses von Kriegs- und Klimaverantwortlichen.
In zwei Input-Runden ging es von Fluchtursachen, den behinderten Rettungsaktionen im Mittelmeer über „Imperiale Lebensweise“ und Aktuelles aus Nicaragua bis zu den Veränderungen im Ruhrgebiet, die immer hinter dem Schlagwort vom Strukturwandel oder der „Metropolendiskussion“ zu verschwinden drohen.
Das hervorragende Büffet wurde von der „Humanitären Solidarität Middle East“ geliefert, denen wir herzlich danken.
Der Saal war von Peter Strege und Robert Bossard mit vielen Titelbildern der vergangenen AMOS-Ausgaben behängt, ihre Interventionen lieferten Anlass, sich die „leeren Seiten“ der ersten Ideen mit den von Manfred Walz gefüllten Seiten der AMOS-Geschichte zu verdeutlichen. Leider konnte Manfred als Titelbildner wegen einer Reha nicht anwesend sein, war aber durch seine Titelzeichnungen sehr präsent.
Die musikalischen Teile wurden von Michael Machnik mit Gesang, Gitarre und Akkordeon eingefügt, teilweise toll unterstützt von Grete Holtgreve. Politische und der damaligen Zeit entnommene Lieder erfreuten uns, sie sind mit vielen Erinnerungen verbunden, und solche Musik gehört zum Fest!
Die Versammlung stieß auf das Wohl von AMOS an, alle hatten den Eindruck, dass sich für die Zukunft weiter genügend Menschen zusammen finden werden um die Zeitschrift zu machen, der die „guten Gründe“ nach 50 Jahren nicht ausgehen werden.
Zur Eröffnung wurde Erich Kästner zitiert:
„Ja die Bösen und Beschränkten
sind die meisten und die Stärkern.
Aber spiel nicht den Gekränkten,
bleib am Leben, sie zu ärgern!“
Allen Beteiligten, aber auch denen, die fern bleiben mussten, einen großen Dank der AMOS-Redaktion: an die Feiernden, die LeserInnen und die Vorbereitenden unseres 50-Jahr-Tages.
Rolf Euler
Veranstaltung am 29. Juni im Bahnhof Langendreer
Fotos: Olaf Ermisch
Vorläufiger Ablauf der Veranstaltung am 29. Juni im Bahnhof Langendreer
Wir laden herzlich ein und behalten uns Änderungen vor.
Thema: AMOS 50 - Damals – Heute - Morgen
17.00 Uhr: Das Fest im bahnhof langendreer
Musikalischer kurzer Auftakt mit Michael Machnik.
Begrüßung durch Rolf Euler vom AMOS – Sekt - Wiedersehen miteinander
18.00 Uhr. Moderierter Themenblock I: Internationalismus – Moderation: Rebekka Scheler und Hartmut Dreier. Statements zu je 10 Minuten von: Johanna Fleischhauer (68er Generation, lebt und arbeitet in Hattingen), Markus Wissen (Zwischengeneration, lebt und arbeitet in Berlin), Niklas Rokahr (Jüngere Generation, lebt als Student in Hamm/Westf.)
19.00 Uhr. Abendessen am Buffet (pro Person: circa 15 Euro am Buffet)
20 Uhr: Moderierter Themenblock II: Ruhrgebiet als unser Bezugs-„Ort“: Moderation: Grete Jablonowski-Holtgreve (lebt in Bochum) und Benjamin Benz (lebt in Recklinghausen, arbeitet in Bochum). Statements zu je 10 Minuten: Hermann Schulz (vor 68-er, lebt und arbeitet in Wuppertal), Rolf Euler (68er, lebt und arbeitet in Recklinghausen), Robina Cronauer (Jüngere Generation, lebt in Bochum, arbeitet in Herne) und Benjamin Benz (Zwischengeneration)
21 Uhr: Quatschen, Rauchen, Trinken, bei Bedarf kleinere Diskussionen in einer Ecke.
Ca 22 Uhr: Michael Machnik singt die Hits seit 1968 bis heute (eine halbe Stunde lang)
Ca 23 Uhr: bahnhof langendreer schaltet Lichter aus.
Michael Niggemann
geb. 6.2.1953
Gut behütet aufgewachsen in einem katholischen Haushalt in Bochum. Pfadfinder und KJG-ler. Pfarrjugendleitung, KJG-Stadtjugendleitung und Mitglied im Pfarrgemeinderat. Früh angeeckt wegen „linker Einstellungen“. Das war damals noch die SPD.
Engagiert in der damaligen Friedensbewegung. Mitbegründer der ersten terre des hommes-Gruppe in Bochum.
Ausbildung zum Verwaltungsangestellten beim Arbeitsamt. Dort 26 Jahre beschäftigt, bis mir die Akten zu viel wurden. Anschließend Therapieausbildung, selbstständig tätig und Trainer in der Ausbildung.
Nach 10 Jahren Wechsel in den Bildungsbereich. Start mit Motivations-, Kommunikations- und Bewerbungstraining. Später überwiegend in der Jugendbildung als Ausbilder für Fachlageristen und Unterricht in „Überlebenstraining“ mit Alg 2.
Seit 10 Jahren aktiv bei Bochum gegen rechts und bei der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten das Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten). Dort inzwischen im Vorstand. ( http://vvn-bda-bochum.de/ ) Mitarbeit bei Treffpunkt Asyl, Bochum ( https://treffpunktasyl.org/ ) und in der Geflüchtetenarbeit. Mitorganisator des Cafe lysA ( https://www.facebook.com/cafelysa/ )und des Sprachcafe Tandem ( https://www.waz.de/staedte/bochum/bochumer-sprach-cafe-verbindet-deutsche-und-gefluechtete-id211616121.htmlhttps://www.waz.de/staedte/bochum/bochumer-sprach-cafe-verbindet-deutsche-und-gefluechtete-id211616121.html ).
Seit ca. 5 Jahren Begleitung und anschließende selbstständige Durchführung von Stadtführungen im Auftrag der VHS Bochum und der VVN-Bochum (Bochum im Faschismus, jüdisches Leben in Bochum.
Seit 6 Jahren Mitarbeit im Arbeitskreis der Ökumenischen Philippinenkonferenz, die einmal im Jahr eine Wochenendtagung zu Menschenrechtsfragen auf den Philippinen durchführt. ( https://opkindeutschland.shutterfly.com/programmes )
Seit 2017 im Vorstand des Philippinenbüro. Informationsstelle für die Philippinen und Menschenrechtsarbeit. ( https://www.asienhaus.de/philippinenbuero/ )
Mitarbeit im Arbeitskreis 9. November. Dort seit 4 Jahren jeweils einen Stadtrundgang zum Jahresthema.
Früher öfter mal - heute nur noch selten – als Hobby und Ausgleich – Gongkonzerte.
Beim Stadtrundgang am 29.6. wird es einen Überblick geben über linke Aktivitäten in den letzten 50 Jahren in Bochum, aber auch Informationen zur Zeit des Faschismus und aktuelle Bezüge zur heutigen Flüchtlingsarbeit, zu rechten Aktivitäten und der Haltung der Stadt dazu. Ergänzungen und Erfahrungen der Teilnehmer*innen sind willkommen.
Michael Machnik, Musiker und Lehrer, lebt in Witten, macht Musik mit Akkordeon und Gitarre beim Fest ab 17 Uhr. Grete Jablonowski-Holtgreve hier und dort am Klavier.
Michael Machnik, Jahrgang 1955, Multi-Instrumentalist. Rock, Bues, Folk, auch Tanzkapelle. Musiker und Komponist für freie Theatergruppen und theaterpädagogische Projekte. Rhythmus und Perkussion, Multi-Folk-Ensemble "TrancerT". Studienreisen in Westafrika. Perkussion im Ensemble "Afro-Melange" und bei "Romberg Klezmer", Auftritte im koreanischen Ensemble"Das-Si-Ra-Gi". Akkordeon in der "compania bataclan" und im Chanson-Programm "Kremser & Quetsche". Zur Zeit mit Johnny Bouman (Bandprojekt) und "Fröhlicher Greis" (internationale Volkstänze).
Wir feiern am Freitag 29. Juni 2018 in Bochum.
Programm als PDF: